Philosophie in der Yogastunde: Keine Angst vor Patanjali und Co.

Du hast schon mal gehört, dass Yoga-Philosophie ein wichtiger Teil der Praxis ist, aber was das genau bedeutet, weißt du nicht? Und du bist dir auch unsicher, ob du das überhaupt wissen möchtest, weil du ja eigentlich “nur Yoga üben” willst? Dann ist dieser Text für dich. Wir zeigen dir, was Yoga mit Philosophie zu tun hat und wie wir sie bei Ommm Yoga ganz subtil in unsere Stunden einfließen lassen.

Was hat Yoga mit Philosophie zu tun?

Für die meisten von uns ist Yoga ein liebgewonnener Ausgleich zum Alltag. Yoga tut gut, der Körper wird gedehnt und gekräftigt und nach einer Yogastunde fühlen wir uns meistens schön entspannt und zufrieden.

Dieser körperliche Teil ist aber nur ein Aspekt von Yoga. Yoga ist streng genommen eine Philosophie. Es ist eines der sechs indischen Denksysteme, in denen seit Jahrtausenden existentielle Menschheitsfragen behandelt werden.

Yoga beschäftigt sich damit, wie wir Leiden in unserem Leben überwinden und einen ruhigen Geist kultivieren können, der uns genau dabei hilft.

Besonders großen Einfluss auf die Entwicklung der yogischen Philosophie bis heute hat das Yogasutra von Patanjali, weswegen wir hierauf ein bisschen genauer eingehen wollen.

Patanjalis Yogasutra

Wir alle wollen, dass es uns gut geht. Dass wir in Frieden und Freiheit leben können. Deswegen ist uns viel daran gelegen, kein Leid erfahren zu müssen und Techniken zu erlernen, um vorhandenes Leid auflösen zu können.

Genau darum geht es in Patanjalis Yogasutra. Wer genau dieser Patanjali war, ist umstritten. War er tatsächlich eine Einzelperson, der vor ungefähr 2500 Jahren lebte und dessen Gedanken überliefert sind? Oder handelt es sich um das Gemeinschaftswerk mehrerer Gelehrter? Darüber gehen die Meinungen auseinander.

So oder so gilt Patanjali als der Vater des Yoga, weil er mit dem Yogasutra das Standardwerk der Yogaphilosophie wie wir sie heute noch kennen, geschaffen hat.

Ziel von Yoga: Geist beruhigen

Der Kern des Yogasutra und damit das Ziel von Yoga ist es, den Geist zu beruhigen, weil die unsteten Gedanken die Quelle von Leid sind. Da hat er nicht ganz unrecht, oder?
Die Beschäftigung mit dem was war und dem was sein wird kann uns ganz kirre machen und es ist wahnsinnig angenehm, wenn wir es schaffen, uns mal für einen Moment aus diesem Gedankenkarussell herauszunehmen.

Nichts anderes beschreibt Patanjali in den 195 Versen des Yogasutra und erklärt, wie wir dorthin kommen können: Über den achtgliedrigen Pfad des Yoga.

Der achtgliedrige Pfad des Yoga

Patanjali beschreibt diesen Pfad im Yogasutra als den Weg, um Samadhi, einen Zustand tiefer innerer Ruhe, zu erreichen.

Yama

Die Yamas sind so etwas wie die moralischen Regeln anderen gegenüber. Dazu gehört Gewaltlosigkeit, Wahrhaftigkeit, Nicht-Stehlen, Nicht-Horten und das Leben im Einklang mit dem Göttlichen.

Niyama

Die Niyamas wiederum beschreiben Regeln uns gegenüber, die uns dabei helfen, uns bestmöglich auf unsere Yoga- und Meditationspraxis vorzubereiten. Im Einzelnen sind das Reinheit (des Körpers, aber auch des Geistes durch das, was wir konsumieren), innere Gelassenheit und Akzeptanz, Disziplin, Selbststudium und die Hingabe an das Göttliche.

Asana

Dieser Teil des achtgliedrigen Pfades ist am verbreitetsten in der westlichen Welt. Durch die Körperübungen bereiten wir uns laut Patanjali auf die spätere Meditation vor.

Pranayama

Die Lenkung des Atems ist ein wesentlicher Teil der Yogapraxis, um den freien Fluss von prana, der Lebensenergie, herstellen zu können.

Pratyahara

Pratyahara bedeutet so viel wie Rückzug der Sinne. Damit ist gemeint, dass wir beginnen uns auf das Innere zu fokussieren und dem Außen immer weniger Beachtung schenken. Das ist der erste Schritt hin zur Meditation.

Dharana

Der nächste Schritt ist der Fokus: Wir müssen dem Geist etwas geben, worauf er sich konzentrieren kann, damit er sich nicht ständig eine neue Beschäftigung sucht und wie ein Flummi umher hüpft.

Dhyana

Wenn es uns gelingt, über einen längeren Zeitraum die Rolle des fokussierten Beobachters einzunehmen – ohne Wertung und Anhaften an die aufkommenden Gedanken – befinden wir uns im Zustand der Meditation – Dhyana

Samadhi

Der letzte Punkt ist Samadhi – lose übersetzt mit Erleuchtung. Es ist der Moment, in dem wir uns mit allem verbunden fühlen, keine Trennung mehr vorhanden ist – in dem wir den Zustand von Yoga erfahren.

Philosophie in der Yogastunde: So lassen wir sie in unsere Klassen einfließen

Vielleicht denkst du dir jetzt: “Das klingt alles ganz schön komplex, ich wollte doch eigentlich nur ein bisschen Yoga machen.”

Keine Sorge. Auch wenn wir die Yoga-Philosophie für einen wichtigen Bestandteil der gesamten Yoga-Praxis halten, glauben wir daran, dass es Wege gibt, sie ganz undogmatisch in unsere moderne Welt einfließen zu lassen.

Es ist uns bei Ommm Yoga wichtig, dass sich alle unsere Schüler:innen wohlfühlen und niemand das Gefühl bekommt, dass wir ihm oder ihr unseren Blick auf die Welt überstülpen wollen. Gleichzeitig finden wir es aber wichtig, dass grundlegende yogische Prinzipien wie zum Beispiel ahimsa – die Gewaltlosigkeit gegenüber allen anderen Lebewesen – auch in unseren Klassen eine Rolle spielen.

Yogaphilosophie ganz praktisch in die moderne Welt übertragen

Deswegen werden wir in unseren Stunden immer wieder Hinweise und ganz praktische Beispiele geben, wo sich diese Ideen im Alltag umsetzen lassen – ohne die Moralkeule zu schwingen.

Wenn du eine unserer Jivamukti-Klassen besuchst, wird es außerdem jeden Monat einen anderen thematischen Fokus geben, dem die Yoga-Philosophie zugrunde liegt. Darüber werden wir sprechen, mal am Anfang der Stunde, mal während der Praxis oder in Savasana. Was du davon mitnehmen möchtest, bleibt dabei dir ganz allein überlassen.

Fazit

Yoga ist ein Teil der philosophischen Welt Indiens und mehr als “nur” Asana. Vor allem Patanjalis Yogasutra hat nach wie vor Einfluss auf unsere moderne Yoga-Bubble.

Bei Ommm Yoga versuchen wir diese Jahrtausende alten Lehren ganz praktisch und greifbar in unsere Klassen einfließen zu lassen.

Übrigens: Auch wenn du dich nicht bewusst für die Yoga-Philosophie interessierst, kann es sein, dass du durch das regelmäßige Üben zwangsläufig Bestandteile des achtgliedrigen Yoga-Pfades in deinen Alltag integrierst.

Denn du wirst wahrscheinlich automatisch mitfühlender und achtsamer werden, öfter das Bedürfnis nach Ruhe und Rückzug verspüren und es genießen, auch mal länger in diesem Zustand zu verharren.

Klingt gut? Dann probiere es doch gerne mal in einer unserer Klassen bei uns im Freiburger Studio aus.

 

Alles Liebe
Dein Team von Ommm Yoga